Mittwoch, 7. März 2007

Sicher ist sicher...

„Ronald, da kommt ein Radfahrer. Vorsicht!“ Ronald nickt und bremst sanft an der Straßeneinmündung ab. „Ronald, Du hast den Blinker vergessen“ sagt sie weiter. Ronald schaut auf die kleine grüne Kontrolllampe, die schon eine Weile lautlos vor sich hinblinkt. „Da vorne steht ein Wagen, lass den Gegenverkehr erst durch. Mach lieber mal das Licht an, dann können uns andere besser sehen.“ „Ja, Sophia mein Herzblatt…“ erwidert Ronald und denkt sich seinen Teil. Immerhin ist er seit fast dreißig Jahren mit seiner Sophia verheiratet.

Ronald hat seinen Führerschein nun länger als drei Jahrzehnte. Hunderttausende von Kilometern hat er seitdem mit Autos, Taxis, Krankenwagen, LKWs, Omnibussen und Straßenbahnen im In- und Ausland unbeschadet hinter sich gebracht. Zwei unverschuldete Blechschäden mit dem Omnibus, vier Knöllchen wegen etwas zu hoher Geschwindigkeit, drei überzogene Parkuhren und eine Zahlungsaufforderung von 510 Dänenkronen wegen einer vergessenen Parkscheibe auf dem Parkplatz eines dänischen Supermarkts haben sich in der langen Zeit aufsummiert. Nie einen Punkt in Flensburg. Nicht gerade ein Anzeichen dafür, dass Ronald ein unaufmerksamer Autofahrer wäre.

Ronald verkneift sich darauf hinzuweisen, dass nicht er es war, der in den neuen Golf diverse Beulen und Schrammen hinein gefahren hat. Erst war das Garagentor zu klein, dann Stand eine Wand im Weg und neulich war der rechte Stahlrahmen des Garagentors zu nah an der Ausfahrt. Seit alle Mitglieder seiner Familie einen Führerschein haben und nicht mehr er allein fahren darf, hat das neue Auto mehr Lack verbraucht, als Motoröl. Das ist bitteres Geld und glücklicherweise kam ja die Versicherung für die anderen kleinen Unfallschäden auf, die seine liebe Gattin in den letzten Jahren mit diesem und den anderen Familienautos hatte. Auch über die kleine Fotoserie seiner Lieben, die er in einem Schächtelchen zusammen mit den Einzahlungsbelegen an die Landeshauptkasse aufbewahrt, verliert er kein Wort. Nein, Ronald ist nicht nachtragend und würde diese Dinge nie anderen gegenüber erwähnen.

Als Ronald neulich in der Zeitung gelesen hatte, dass ab einem gewissen Alter die Fahrtüchtigkeit kontrolliert werden soll, musste er unwillkürlich schmunzeln. Seit er vor 28 Jahren mit der Personenbeförderung begonnen hat, steht er unter ständiger Kontrolle. Jeder Fahrgast ist Fahrprüfer, jeder andere Verkehrsteilnehmer beurteilt seinen Fahrstil. Das ist ihm nicht neu. Und im privaten Bereich hat er ja seine Angetraute und, seit sie einen Führerschein haben, auch seine Söhne. Gerne geben sie ihm beim Fahren wertvolle Tipps, wie er im heutigen Straßenverkehr besser zurechtkommt und helfen ihm durch unaufgeforderte und selbstlose Kommentare, mögliche Gefahren frühzeitig zu erkennen und sein Verhalten im modernen Verkehrsalltag zu verbessern.

Seine Sophia geht noch einen Schritt weiter. Wenn sie Hand in Hand durch den Einkaufspark gehen, steuert sie lautlos ihren Ronald durch leichtes Ziehen und Drehen im Handgelenk. Wie bei einer kleinen Fernsteuerung, die wir von Spielzeugautos kennen. Ein leichter Dreh nach links, ein leichter Dreh nach rechts, ein Drücken nach vorn heißt „Geh Du mal vor…“ und ein kräftiges Ziehen nach hinten bei gleichzeitigem starken Linksdreh ist für eine Vollbremsung mit Ausweichmanöver.

Nein, vor einer offiziellen Überprüfung seiner Fahrtauglichkeit hat Ronald keine Angst. Aber er meint, man solle auch die Verkehrstüchtigkeit der Bei- und Mitfahrer kontrollieren.
Sicher ist sicher.
.

Donnerstag, 1. März 2007

Die Post... man sollte sie...

Gerade in den letzten Tagen las ich wieder mehrere Leserbriefe in unserer Tagespresse, die sich mit verschwundener ( wörtlich: abgefischter ), fehlgeleiteter oder nicht zugestellter Post beschäftigten. Dramatisch, was diese arroganten Postler sich da leisten. Mir kommt nicht nur der Mageninhalt hoch, wenn ich daran denke, dass wir als Kunden dieser Dienstleistungs-Maffia absolut hilflos dastehen.

Meine eigenen Erlebnisse mit der Post sind sicher Peanuts im Vergleich zu manchen anderen Kunden, die um tausende von Euro mit diesem Verein streiten ( besonders im Bereich der DHL ). Trotzdem sind sie nicht minder unschön und nervig.

Hier also eine meiner "Postgeschichten".

* * *



Es war letzten Oktober, als ich den Einschreibebrief aus Österreich persönlich entgegennahm, Der Brief war seitlich aufgeschlitzt und die enthaltenen 50 Euro waren weg. Das war für mich Grund genug, den Rest des Tages ausgesprochen missgestimmt zu sein. Die Briefzustellerin quittierte mir den Schaden, ich rief sofort bei der Hotline der Post an und meldete den Schaden.

Snipp…

Als ich zwei Wochen später die gleiche Nummer anrief, sagte man mir, es wäre sicher ein Versehen, dass ich noch nichts gehört hätte. Man werde sich kümmern.

Snipp…

Eine Woche später erhielt ich ein Schreiben, in dem man mir mitteilte, dass gemäß der Regelung des aktuellen Weltpostvertrags und deren ergänzenden Bestimmungen ein Versenden von Bargeld in Einschreibebriefen gar nicht zulässig sei und ich ( sinngemäß ) selber Schuld bin, dass da was wegkommt. Sie bedauern, bedauern, bedauern…. Keine Entschädigung für die entstandenen Unannehmlichkeiten.

Snipp…

In einer Antwortmail an die unterzeichnende Sachbearbeiterin schrieb ich in etwa so:

… habe mich damit abgefunden, dass rund 30 % meiner Glückwunsch- und Kondolierungsbriefe auf dem Transportwege verschwunden sind…

… dass der Post es doch wohl egal sein darf, was da im Einschreiben enthalten ist, denn die Haftung geht bis etwa 38 Euro…

… dass Unannehmlichkeiten eigentlich das sind, wenn einem die Straßenbahn wegfährt. Nicht, wenn man offensichtlich bestohlen wird …

… dass sicher nicht in den Regelungen des aktuellen Weltpostvertrags und deren ergänzenden Bestimmungen steht, dass Mitarbeiter der Post und deren außerbetrieblich Beauftragten dazu ermächtigt sind, Privatpost nach eigenem Ermessen zu öffnen, den Inhalt auf Verwertbarkeit zu inspizieren und gegebenenfalls sich anzueignen…

… und dass schon im ältesten Regel- und Gesetzeswerk – der Bibel – geschrieben steht, dass Diebstahl eine Straftat ist, die zu ahnden sei.

Man möge doch bitte noch einmal prüfen. Und, damit man auch entsprechend motiviert zur Sache geht, ging diese Mail als CC an den Verbraucherschutz, die Tagespresse und unseren Anwalt.

Snipp…

Ei da schau her… Die Vogel-Strauss-Methode der Sachbearbeiterin funktionierte dieses Mal nicht, denn ich hakte schon nach 10 Tagen des Schweigens nach.

Dieses Mal wies ich darauf hin, dass ich einer dieser renitenten und hartnäckigen Frührentner mit zuviel Zeit bin, die, so sie sich erst einmal in ein Thema vertieft hätten, auch nicht so leicht locker ließen. Ich erklärte ihr kurz, dass man vor einem Mailprogramm keine Angst haben muss, dass das Antworten ganz einfach ginge ( in dem man bei der empfangenen Mail nur auf den Schaltknopf ANTWORTEN klicken braucht ) und ich nun, da ich auch ein wenig aufgeregt wäre, mit höchster Spannung auf ihre Eingangsbestätigung warten würde.

Die kam postwendend. Im wahrsten Sinne des Wortes. Immerhin kommunizierte ich ja mit dieser. Vielleicht war aber auch ausschlaggebend, dass ich die Mail – wie ja die erste auch – an die bekannten Empfänger als CC schickte.

Nachdem ich mit Freude einen zweispaltigen Artikel über meine kleine Differenz mit den Postlern in der Zeitung las, kam auch ein Schreiben der mir nun bestens bekannten Sachbearbeiterin. Inhalt wie gehabt. Wir bedauern, bedauern, bedauern… Keine Ersatzleistung.

Ich erwog noch kurzzeitig, bei der Polizei eine Anzeige zu machen. Zumindest sollte sie dieser Vorgang deutlich mehr kosten, als eine gut gemeinte Erstattung oder Entschädigung. Das verwarf ich jedoch und suchte mir andere Opfer, die ich mit meinen Schreibereien quälen konnte. Ich sagte es ja bereits: ich bin Rentner…

Die Sache war für mich eigentlich abgehakt. Aber heute las ich einen Artikel in der Tagespresse, in dem von Personalreduzierung und Schließung von Postfilialen die Rede war. Das war doch noch einmal Anlass genug, meiner guten Bekannten bei der Beschwerdestelle der Post eine Mail zu senden:

Sehr geehrte Damen und Herren,

mit übergroßer Freude las ich heute in der Tagespresse ( Weser-Kurier vom 06.12.2006 ), dass Ihre Personaldecke zunehmend dünner wird.

Ich hoffe inständig, dass nun endlich ein paar gut bezahlte nutzlose Beamtenposten eingespart werden können. Auch mögen die absolut ahnungslosen Callcentermitarbeiter, die mit ihrem aufdringlichen Geplapper und absolut nutzlosen Hinweisen und Ratschlägen mein Geld und meine Zeit stehlen, dem innerbetrieblichen Kehrbesen als Nahrung dienen. Ich hoffe ebenso inständig, dass der zukünftigen Personenverschlankung auch diejenigen Objekte zum Opfer fallen werden, die sich an fremdem Eigentum widerrechtlich bereichern. Und das eben diese Herr- und Damschaften gleich die Verantwortlichen mit sich in den nach unten offenen Arbeitslosenmarkt mitnehmen, die dieses stillschweigend dulden und es ablehnen, dafür Verantwortung zu zeigen, dem Kunden zumindest der Form halber eine minimale Entschädigung anzubieten und damit ein Minimum an schlechtem Gewissen zu signalisieren.

Möge es endlich zu einer Privatisierung des Briefverkehrs kommen.

Amen.

Ohne Gruß

Unterschrift



Sicher, nützen tut solch eine Mail gar nichts. Aber ich fühlte mich schon ein wenig besser, als ich den "Senden"-schalter anklickte.

Was ich noch sagen wollte...

Ab und zu schreibe ich eine Geschichte, ein Gedicht oder sonst irgend einen Unsinn. Nicht alle meine Gedankenergüsse finden in diesen Seiten Einzug. Aber was ich hier einstelle, ist uneingschränkt von mir.


Manche Sachen sind eher lustig, mache sollen zum Nachdenken anregen und einige mögen auch ein wenig skurril daherkommen. Einige schreibe ich aus Langeweile, einige zum ver- und aufarbeiten meiner Gedanken. Einige Geschichten sind frei erfunden, andere geben, zumindest in Grundzügen, wahre Begebenheiten wider.


Aber alle sollen Spaß beim Lesen bereiten. Mir und auch anderen Lesern.Viel Spaß also beim durchstöbern und lesen meiner Schreibereien wünscht Euch Korinthe

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