Wenn das Telefon

morgens um kurz nach fünf klingelt, kann das nichts Gutes bedeuten.

Schwiegermutter wurde letzten Samstag vom Pfegeheim in das benachbarte Krankenhaus eingeliefert. Sie hatte ja auf eigenen Wunsch wieder feste Nahrung haben wollen, obwohl sie nicht schlucken kann. Dann hat sie reingeschaufelt, gehustet, genascht... Und am Samstag hat sie sich - wie ja so oft - verschluckt und erbrochen, hat dann aber kurze Zeit aufgehört zu atmen und ist im Rollstuhl zusammen gesackt.

Nun liegt sie da. Darmentzündung, angehende Lungenentzündung, zeitweise keine Atmung und körperlich total runter. Und vorhin, mitten in einer schönen Traumphase, bimmelt das Telefon. "Was sollen wir machen, wenn die Atmung ganz aussetzt?" fragte die Ärztin und berichtet von einer weiteren Verschlechterung ihres Zustands.

Wir hatten schon einige Zeit gewusst, dass diese Frage kommen würde. Aber nun, da sie ausgesprochen wurde, steht man da mit seinem Latein und krampft herum. Dass Muttern ein Biest war, verblasst für einen kurzen Moment zu einem Nichts. Man soll entscheiden. Man ist zerrissen.

"Lassen Sie es gut sein. Sie hat genug gelitten, mehr darf es nicht sein." Eine schwer auf uns lastende Antwort. Noch sind die anderen nicht informiert. Das hat Zeit. Aber nun sitzen wir hier und warten auf das nächste Klingeln des Telefons. Wenn wir nachher mit den Einkäufen durch sind, fahren wir rüber. Machen können wir ja sonst nichts.

Ich selbst stehe da ja ein wenig an der Seite, aber meine Liebste und ihre Schwestern sind - entgegen aller Beteuerungen und nüchternem Auftreten - ziemlich nervös und durch den Wind. Klar.

Mal sehen, vielleicht rappelt sie sich ja doch noch einmal auf.
+
buchfinders ausnahme - 25. Okt, 10:26

Lieber Korinthe,

auch wenn es nicht einfach ist: Manchmal ist das letzte Klingeln eine Erlösung für alle Beteiligten.
Ich weiß, das tröstet nicht. Aber auch ich habe meiner Mutter geraten, sie soll das Leben loslassen. Aber erst, als es wirklich gesundheitlich nicht mehr ging und sie fast am Ersticken war.
Grüße nach Bremen...
George

Korinthe - 25. Okt, 13:40

Wir waren nun ein paar Stunden bei ihr. Sie quält sich schon sehr, hat aber jetzt ein Einzelzimmer, bekommt Morphium und wird auch geistig betreut.

Sie ist jetzt in einem Stadium, in dem sogar ich keinen Groll mehr gegen sie habe.

Wenn ich einmal (wieder) soweit bin, habe ich meine Liebsten auch schon angewiesen, dass alle ihre Finger von allen Schaltern fern zu halten haben. Besser ist das.

+
Perdi - 26. Okt, 22:41

Das letzte Klingeln.....

ist für mich heute noch eine Horror-Erinnerung!

Ich war bis 11 h vormittags bei ihm zu Besuch, habe mich daheim erschöpft niedergelegt und um 15 h der Anruf!
Ich hebe, völlig verschlafen, ab:

"Frau K?"
"Ja?"
"Hier Krankenhaus Mi."
"Nein, sie sagen mir das jetzt nicht!"
"Doch!"

Ich werde diese Worte nie vergessen!

Ich denke an Euch!

Korinthe - 27. Okt, 09:33

Ach Perdi,

schlimm ist das Warten. Dann geht es mal besser, mal schlechter. Immer grummelt der Bauch und ständig behält man das Telefon in Griffweite, in der Hoffnung, dass es nicht klingelt. Und die Gedanken kreisen. Auch bei mir, der ich ja nun nicht der engste Freund war.

Wenn das Sterben zur Qual wird. Ich habe es nun schon drei Mal mitgemacht. Wirklich schnell und ohne Vorwarnung ging es nur bei meiner Mutter; aber sie war erst 43 und ich 13. Naja, und ich wäre ja auch fix damit durch gewesen. So ein langsames Ende wünsche ich keinem Menschen.

Aber das Tüpfelchen sind dann die irren Gedanken, was wäre, wenn es nicht die Schwiegermutter, sonder... ist.

*
Perdi - 27. Okt, 10:33

Ja, das Warten....!

Obwohl wir "es" ja wussten, habe ich es trotzdem nicht glauben wollen.
Es ging alles (glücklicherweise) viel zu schnell. Innerhalb von 2 Monaten war war die Welt eine andere.
Und obwohl ich ihn in der Nacht davor aus meiner Pflege entlassen musste, kam der Tod überraschend.

Ich hoffe für Euch (auch für die Schwiemu), dass es jetzt rasch geht und Sorgen und Schmerzen ein Ende haben.
Perdi - 27. Okt, 10:39

OT:

Einen größeren Zeilenabstand erreichst du mit
p vorne und rückwärts < bezw. > ;o)

(Ich nehme an, dass du deshalb das Kreuzchen machst. Bei mir war's früher genauso. *gg*)

Was ich noch sagen wollte...

Ab und zu schreibe ich eine Geschichte, ein Gedicht oder sonst irgend einen Unsinn. Nicht alle meine Gedankenergüsse finden in diesen Seiten Einzug. Aber was ich hier einstelle, ist uneingschränkt von mir.


Manche Sachen sind eher lustig, mache sollen zum Nachdenken anregen und einige mögen auch ein wenig skurril daherkommen. Einige schreibe ich aus Langeweile, einige zum ver- und aufarbeiten meiner Gedanken. Einige Geschichten sind frei erfunden, andere geben, zumindest in Grundzügen, wahre Begebenheiten wider.


Aber alle sollen Spaß beim Lesen bereiten. Mir und auch anderen Lesern.Viel Spaß also beim durchstöbern und lesen meiner Schreibereien wünscht Euch Korinthe

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